Auf den ersten Blick sicher eine ungewöhnliche Marialverteilung,
schwebt die Gefahr, daß der überlegenen Partei unter Opfern die
letzten Bauern abgeholzt werden und nur noch Springer und Läufer
verbleiben, dennoch über manchem Leichtfigurenendspiel. So lohnt
es sich in jedem Fall, das Verfahren des Mattsetzens mit Läufer
und Springer einmal zu studieren. Denn selbst, wenn die
Kenntnisse nur selten in der Praxis Anwendung werden finden
können, verschaffen sie zumindest zusätzliche Sicherheit. Grundsätzlich läßt sich das Mattsetzen mit Springer und Läufer in zwei Phasen gliedern:
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Über die erste Phase sollen nicht viel Worte verloren werden.
Hier werden sich im praktischen Spiel keine größeren
Schwierigkeiten ergeben. Es gilt nur, zielstrebig und genau
vorzugehen, weil ein mehrmaliges Entschlüpfenlassen des Königs
ein Remis durch die 50-Züge-Regel nach sich ziehen kann. Ein möglicher (nicht optimierter) Weg aus der Diagrammstellung wäre z.B. der folgende: 1. Kb2 Kc4 2. Kc2 Kd4 3. Sg6 Kc4 4. Le4 Kd4 5. Ld3 Kd5 6. Kc3 Ke6 7. Kd4 Kf6 8. Kd5 Kf7 9. Ke5 Kg7 10. Se7 Kf7 11. Sc6 Kg7 12. Sd8 Kg8 13. Kf6 Kh8 Bewußt hat sich der schwarze König hierbei in die Ecke h8 zurückgezogen, die nicht vom weißen Läufer beherrscht wird. In dieser Ecke kann Weiß kein Matt erzwingen und ist daher darauf angewiesen, den schwarzen König in eine Läuferecke (also h1 oder wie im folgenden a8) zu treiben. |
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Dabei wird insbesondere dem weißen Springer eine einprägsame
Schlüsselrolle zukommen: ausgehend vom Feld f7, von dem nur er
aus den schwarzen König aus dem "falschen" Eck vertreiben kann,
wird er zwischen 5. und 7. Reihe in einem W-Muster über das
Brett hüpfen, wie im folgenden Diagramm verdeutlicht.
Gestützt wird er dabei vom weißen König auf der 6. Reihe,
während der langschrittige Läufer ein Entschlüpfen des
schwarzen Königs verhindert und mit Tempoverlusten samt dem
daraus folgenden Zugzwang die Treibjagd unterstützt. Wenn der schwarze König sich so widerwillig wie möglich in das Matt-Eck treiben lassen wird, könnten die Züge also wie folgt lauten: 14. Sf7+ Kg8 15. Lf5 Kf8 16. Lh7 Ke8 17. Se5 Kf8 18. Sd7+ Ke8 19. Ke6 Kd8 20. Kd6 Ke8 21. Lg6+ Kd8 22. Lh5 Kc8 23. Sc5 Kd8 24. Sb7+ Kc8 25. Kc6 Kb8 26. Kb6 Ka8 27. Lg4 Kb8 28. Sc5 Ka8 29. Lf5 Kb8 30. Sa6+ Ka8 31. Le4# |
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Doch Schwarz hat noch eine andere Form der Verteidigung:
die Flucht nach vorne. Kehren wir also wieder in die
Diagrammstellung zurück, wo sich der schwarze König in der
"falschen" Ecke h8 noch in trügerischer Sicherheit wähnt und
fahren fort wie zuvor:
14. Sf7+ Kg8
15. Lf5 Kf8
16. Lh7 Ke8
17. Se5
Doch nun läuft der schwarze König seinem säumigen weißen
Widerpart einfach davon und verläßt den Brettrand:
17... Kd8
18. Ke6 Kc7
In diesem Falle bedarf es eines exakten Zusammenspiels von
Springer und Läufer wie im Folgenden, um dem Flüchtigen alle
Felder zu rauben und ihn so doch zur Rückkehr an den Brettrand
zu zwingen, wo er sich in sein unentrinnbares Schicksal im
Mattnetz von weißem König, Läufer und Springer fügen muß.
19. Sd7 Kc6
20. Ld3! Kb7
(bzw. 20... Kc7
21. Le4 Kd8
22. Kd6 Ke8
23. Lg6+ Kd8
24. Sc5 Kc8
25. Lf7 Kd8
26. Sb7+ Kc8
27. Kc6 Kb8
28. Kb6 Kc8
29. Le6+ Kb8 etc.)
21. Kd6 Kc8
(21... Ka7 22. Kc7)
22. Sc5 Kd8
23. Lg6 Kc8
24. Lf7 Kd8
25. Sb7+ Kc8
26. Kc6 Kb8
27. Kb6
und die letzten Züge wie oben. Wenn übrigens im 18. Zug der schwarze König nach c8 geht, folgt: 19. Sd7 Kb7 20. Ld3 Kc6 21. Le2 Kc7 22. Lf3 Kd8 23. Kd6 Ke8 24. Lh5+ Kd8 25. Sc5 Kc8 etc. |
Wie man sieht, ist das Mattsetzen mit Springer und Läufer gar
nicht so schwierig wie sein Ruf. Mit der Kenntnis von zwei
simplen Verfahren (dem W-Galopp des Springers sowie dem
vereitelten Ausbruchsversuch vom Brettrand) läßt sich auch unter
Zeitdruck aus jeder beliebigen Ausgangsposition bequem unter 50
Zügen ein Matt erzwingen.
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